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Freiburger Orchestergesellschaft

SEL-Chor meistert große Aufgabe

Der Schüler-Eltern-Lehrer-Chor des Städtischen Gymnasiums machte sich an ein monumentales Werk / Beeindruckendes Konzert.
BZ vom 11.05.2015, von Erika Sieberts

Konzert
Zum 25-jährigen Bestehen des SEL-Chors hat Eberhard Gleichauf mit seinem Chor und befreundeten Musikern Antonin Dvoráks Stabat Mater in der St. Landelin-Kirche in Ettenheimmünster aufgeführt. Foto: Erika Sieberts

ETTENHEIM. Was Schüler, Eltern und Lehrer gemeinsam schaffen können, haben sie beim Konzert von Antonin Dvoráks Stabat Mater bewiesen. Zum 25-jährigen Bestehen wollten Eberhard Gleichauf, ambitionierter Musiklehrer am Städtischen Gymnasium, und der ebenso begeisterungsfähige SEL-Chor (Schüler-Eltern-Lehrer) nach mehreren großen Konzerten wieder ein monumentales Werk aufführen.

Von dem gleichen Wunsch waren die Sänger und Musiker der Freunde des Berthold-Gymnasiums in Freiburg, der Freiburger Orchestergemeinschaft und der Musikfreunde im italienischen Padua und der Nachbargemeinde Piove di Sacco erfüllt. Martin Rupp, Leiter der Orchestergesellschaft und ehemals Lehrer am Ettenheimer Gymnasium sowie Rainer Pachner Leiter des Chros der Freunde des Berthold-Gymnasiums Freiburg sind Kollegen von Gleichauf. Mitgezogen haben auch die Kollegen aus dem norditalienischen Padua, das mit Freiburg eine Städtepartnerschaft unterhält.

So kamen am Samstagabend etwa 260 Musikerinnen und Musiker unterschiedlichen Alters im Chor der Wallfahrtskirche St. Landelin zusammen, um dieses gewaltige Werk von Antonin Dvorác aufzuführen. Nach einem kurzen Vorspiel des Orchesters setzte der Chor ein, gleich mit dem kraftvollen "Stabat Mater", dem Titel, dem das Wort "dolorosa" folgt und heißt: "Es stand die Mutter schmerzerfüllt". In seinem Werk beschreibt der böhmische Komponist der Romantik die Leiden der Gottesmutter Maria, die ihren gekreuzigten Sohn beklagt.

Das abendfüllende Chor- und Orchesterwerk, gehört heute zum Repertoire der vorösterlichen Fastenzeit, wurde jedoch zum Fest der Sieben Schmerzen Mariä am 15. September von einem Franziskanermönch um 1300 verfasst. Seither haben viele Komponisten sich mit dem Thema befasst Antonin Dvorák hatte ganz persönliche Gründe, das Werk zu verfolgen, denn er und seine Frau mußten ihre drei Kinder zu Grabe tragen, die in kurzem Abstand nacheinander gestorben waren.

Diese Traurigkeit beherrschte das Konzert in Ettenheimmünster, verbunden mit der Freude der Sänger und Musiker am gemeinsamen Werk. Dieses ist nicht nur von opulenter Länge, sondern auch der Tonumfang überspannt mehrere Oktaven, was ungeübte Stimmen nicht schaffen. "Der Sopran geht bis zum zweigestrichenen h", sagte Eberhard Gleichauf in einem Vorgespräch. "Zum Glück haben wir einige Schülerinnen, die das locker packen."

Der Baß umfaßt zwei volle Oktaven, die Rainer Pachner von den Freunden des Berthold-Gymnasiums als Solist mit seiner schnörkellosen liturgischen Stimme meisterte. Einige Schülerinnen und Schüler des Chors besuchen die Stimmbildungs-AG, deren Keimzelle in der elften Klasse des Jahres 1989 liegt. Die Jugendlichen möchten mehr über ihre eigene Stimme erfahren und wollen diese auch einsetzen, sagte der Lehrer.

Nach dem Prinzip der Kantate wechselten die vier Solisten (außer Pachner Philipp Nicklaus, Tenor, Nina Amon, Alt und Siri Thornhill, Sopran) mit dem Chor und Instrumentalpassagen. Langsame und mittlere Tempi folgten auf- und abschwellender Lautstärke, die sich von weichem Flüstern bis zu klangreichen Fortissimi ausweiteten und den voll besetzten Kirchenraum ausfüllten.

Martin Rupp dirigierte das komplexe Opus, die Einsätze kamen prompt, der Chor beherrschte jede Nuance des Stückes. Eberhard Gleichauf ist immer begeistert von seinen Schülern, die seiner Meinung nach "faszinierend schnell" auswendig lernen und die 80 Minuten ohne Notenblatt mit den kleinsten Veränderungen bei den Reprisen singen können. Für die öffentlichen Konzerte hat er jedoch allen Notenblätter verpasst. Der SEL-Chor ist das Filetstück unter den Chören, denn hier verdichten sich junge und ältere Stimmen mit ihren Stärken zu einem vollen Klang. Die Schüler seien immer wieder für die großen klassischen Werke zu begeistern, freute sich der Chorleiter. "Keiner klagt über lange Proben, keiner springt ab." Kein Wunder, denn dabei könne man die ganze Bandbreite der Gefühlswelt erleben. "Das spüren alle", sagte Gleichauf, der froh ist, selbst mitsingen zu dürfen. Gestern, Sonntag, war Konzert in der Herz-Jesu-Kirche in Freiburger Stadtteil Stühlinger, Ende dieser Woche fahren die Musiker für ihre Aufführungen nach Padua.